MITTELFEST 2021: „EREDI

24. – 27. Juni / 27. August – 5. September

Cividale del Friuli

Künstlerische Leitung Giacomo Pedini

Das Mittelfest feiert sein 30-jähriges Bestehen und plant anhand der besten Erfahrungen der Vergangenheit die Gestaltung der Zukunft mit dem Thema „EREDI“:

Mittelfest 27. August – 5. September: präsentiert werden 31 künstlerische Projekte aus 13 Ländern, darunter 18 Uraufführungen bzw. italienische Erstaufführungen und 8 Produktionen/Koproduktionen, die erfolgreiche Protagonisten und neue Ausdrucksformen, grosse Literatur und Bühnenpräsenz verbinden.

Mittelyoung 24. – 27. Juni: ein neues Festival mit 9 ausgewählten Aufführungen, das Schauspiel, Tanz und Musik mitteleuropäischer Künstlerinnen und Künstler unter 30 Jahren zeigt und ihnen eine konkrete Unterstützung bietet.

Mittelland, ein Festival-Projekt für die gesamte Region, das das ganze Jahr über läuft – europäische Kooperationen, neue regionale Bündnisse und zwei internationale Foren.

PRESSEMITTEILUNG

Es wird unweigerlich eine neue Welt sein, die wir nach der Pandemie, die die ganze Welt in der gleichen Herausforderung vereint hat, erschaffen müssen. Was soll von der Vergangenheit behalten werden? Auf welchen unterschiedlichen Werten soll Neues entstehen?

Dies sind die Grundgedanken von Mittelfest 2021 – dem multidisziplinären Festival für Theater, Musik und Tanz, das für Mitteleuropa und den Balkan Maßstäbe setzt und zu seinem 30-jährigen Bestehen in einer neuen Form das Thema „EREDI“ (Erbinnen und Erben) behandeln wird.

Die Wahl des Themas und die Leitung stammen von Giacomo Pedini, einem „Jungen“ und Erben der Theatertradition, der sich als Dramaturg und Regisseur vor allem in der Emilia einen Namen gemacht hat, mit einer soliden beruflichen Laufbahn auch an der Universität Bologna und jetzt im ersten Jahr seines dreijährigen Mandats 2021-23 als künstlerischer Leiter des friaulischen Festivals. 

„Eredi“ – Erbinnen und Erben – ist das Wort, das als Thema für das Mittelfest 2021 zu seinem dreißigjährigen Bestehen gewählt wurde, ein Wort, das eine in drei Jahrzehnten ziemlich bewegte Geografie und Geschichte enthält, und mit den Aufführungen haben wir versucht, dem Publikum verschiedene Wege vorzuschlagen, die manchmal auf das reagieren, was beim Mittelfest gesucht wird, manchmal auf das, was beim Mittelfest überrascht“, erklärt der künstlerische Leiter Pedini. 

Einer der erneuerten Aspekte von Mittelfest 2021 wird die Form sein, d.h. zwei wichtige Festivals und eine kontinuierliche Präsenz vor Ort, damit das Mittelfest kein episodisches Event ist, sondern ein wirklicher Moment des Wachstums, der mehrere Realitäten in einer Region und die Region mit einer internationalen Dimension vereint. 

„Das dreißigjährige Bestehen des Festivals fällt in einen der schwierigsten Momente der jüngeren Menschheitsgeschichte. Deshalb wollen wir die ursprüngliche Berufung des Festivals bekräftigen: d.h. die Kultur soll zur Brücke werden, um zu vereinen, um jedem neue Kraft, Leidenschaft und Weitsicht zu geben. Das Mittelfest reagiert auf die Komplexität des Augenblicks, indem es sich vergrößert und den jungen Künstlerinnen und Künstlern, den wahren Erbinnen und Erben, Sichtbarkeit und konkrete Hilfe bietet“, fügt Präsident Roberto Corciulo hinzu. 

Mittelfest ist Mitglied bei der European Festivals Association, Italiafestival und nimmt am Projekt Go!2025 teil. 

MITTELFEST 27. August – 5. September

Das Programm

27. August: Auch dieses Jahr wird das Festival mit einem Konzert des FVG Orchestra mit dem Titel Devil’s Bridge/ Il ponte del diavolo/ Die Teufelsbrücke: Musik, Erinnerungen, Traditionen der europäischen Flüssemit dem Stück eröffnet, das zu diesem Anlass beim Komponisten Cristian Carrara in Auftrag gegeben wurde, mit der jungen Solistin Erica Piccotti und dem großen bulgarischen Dirigenten Grigor Palikarov.

Schon am Nachmittag des ersten Festivaltages beginnt eine der beiden ortsspezifischen Performances mit einem Rundgang. Dabei handelt es sich um Remote Cividale, ein Projekt des deutschen Theater-Labels Rimini Protokoll, das nach seinem internationalen Erfolg nach Cividale kommt: ein Rundgang durch die Stadt, bei dem 30 Personen über Kopfhörer geleitet (nach Wahl auf Englisch oder Italienisch) und dazu aufgefordert werden, den Blick auf gewohnte Plätze zu erneuern und neue Bedeutungen darin zu erkennen. 

Die zweite Performance, die Cividale zu seiner eigenen besonderen und einmaligen Bühne macht, wird am letzten Tag des Festivals, am 4.-5. September, aufgeführt werden: Signal at Cividale, eine niederländische Performance, unterstützt von Dutch Performing Arts, mit der Musik und Regie des Duos Strijbos & Van Rijswijk, als italienische Erstaufführung. 24 Lautsprecherinstallationen werden mit Unterstützung von Live-Sopranistinnen Cividale del Friuli klanglich durchfluten.

Am 27. August wird auch das italienisch-albanische Schauspiel Letra aufgeführt, eine Koproduktion von Koreja und dem Metropol-Theater aus Tirana, Text von Ylljet Aliçka und Regie von Salvatore Tramacere.

Das Thema der ERINNERUNG kehrt in der Performance des großen ungarischen Choreografen, Tänzers und bildenden Künstlers Josef Nadj wieder, der uns in der Performance Mnémosyne (28. August – 1. September) in der italienischen Erstaufführung seine Sichtweise in einem Gesamtwerk zeigt, das eine Fotoausstellung und eine Black Box miteinander verbindet, in denen der Künstler sich selbst zur Schau stellt. 

Genau wie in einem anderen Highlight des Festivals, Europeana: Eine kurze Geschichte Europas im zwanzigsten Jahrhundert, nach dem Buch des Prager Schriftstellers Patrick Patrick Ouřednik, dem Lino Guanciale am 28. August in der Uraufführung seine Stimme schenkt und bei dem er Regie führt, begleitet vom slowenischen Akkordeonspieler Marko Hatlak (eine Koproduktion von Mittelfest und Wrong Child, in Kooperation mit dem Ljubljana Festival). 

An die Orte der Erinnerung führt uns mit Verbindungen zur Welt auch die von Dutch Performing Arts geförderte niederländische Klangerzählung in italienischer Erstaufführung I Don’t want to be an individual all on my own von Genevieve Murphy (28. August).

Von hier aus wird auch das Thema des MYTHOS zu einer Brücke zwischen Vergangenheit und Zukunft in zwei Konzerten: Sisyphus (3. September, italienische Erstaufführung in Kooperation mit Onassis STEGI – Outward Turn Program von Athen) mit Kompositionen der griechischen Komponistin und Kanun-Spielerin Sofia Labropoulou sowie Songs der Sex Pistols, und They have waited long enough (4. September, italienische Erstaufführung), eine mehrfache Kooperation und eine Produktion des niederländischen Festivals Wonderfeel mit Lunalia (BE), Antwerp Liedfest (BE), Oranjewoud (NL), Mittelfest (IT), November Music (NL) und der Unterstützung von Dutch Performing Arts – mit Catharine Dain, Raphaela Danksagmüller, Shaza Manla und dem String Quartet.

Nicht weit davon entfernt ist das Stück Le divine donne di Dante (5. September), eine Koproduktion von Ravenna Festival, Macerata Opera Festival und Mittelfest, in dem Neri Marcorè, begleitet vom Orchestra Arcangelo Corelli unter der Leitung von Jacopo Rivani, Protagonistinnen der Göttlichen Komödie begegnet.

Eine weitere wichtige Säule des diesjährigen Festivals ist das Thema der STIMME DER FRAUEN:

Mit bosnischer Musik von Once upon a song in Balkans, einem Konzert mit Tijana Vignjević und Belma Alić (29. August, italienische Erstaufführung), und mit dem slowenischen Schauspiel My husband (31. August, italienische Erstaufführung), das auf den sarkastischen Erzählungen von Rumena Bužarovska, einer der besten mazedonischen Schriftstellerinnen, basiert und bei dem neun Frauen auf der Bühne sind.

Ein weiteres Highlight ist auch die Teilnahme der sehr erfolgreichen moldawischen Violinistin Patricia Kopatchinskaja am Festival, die gemeinsam mit dem türkischen Pianisten Fazil Say am 29. August ein Konzert als italienische Erstaufführung mit Musik von Franz Schubert, Johannes Brahms und Leoš Janáček geben wird.

Und nun wird auch die Einführung des Themas der Dialektik von ELTERN UND KINDERN unvermeidlich. Hierzu zählen das neue Projekt von Nicola Borghesi und Kepler 452 (2. September, Uraufführung) Uguale ma più piccolo – eine Theaterwerkstatt für Söhne und Töchter und das Konzert Entente harmonique mit Lorenza Borrani und Musik von Debussy.

Aber auch der zärtliche und komische Dialog mit Musik Due padri e altri animali feroci (5. September) mit dem Cartoonisten und Geschichtenerfinder Leo Ortolani und Giampaolo Bandini.

Als eine Botschaft mit Blick auf die ZUKUNFT kann hingegen der wunderbare Text von Italo Calvino betrachtet werden, der zum ersten Mal am 2. September als Uraufführung vom Cellisten Enrico Bronzi auf die Bühne gebracht wird, begleitet von den Worten des Schriftstellers Paolo di Paolo mit dem Titel: Six memos, wie sie Calvino selbst nannte, und mit dem Untertitel: Sechs Vorschläge für das nächste Jahrtausend.  

Einen zukunftsorientierten Blick gibt es auch in der Tanz-Performance PLI des tschechischen Tänzers und Choreografen Viktor Černický (3. September).

Zu den weiteren Neuheiten von Mittelfest 2021, in diesem Fall vor allem für FAMILIEN, zählt der ZIRKUS in seinen besten Interpretationsformen: die akrobatische Tanz-Performance A testa in giù (30. August, eine Uraufführung aus Italien, Frankreich und Brasilien) und GAP of 42 des deutschen Hand-auf-Hand-Duos Chris und Iris, die mit dem Cirque Eloize zusammenarbeiten und international ausgezeichnet wurden (2. September, italienische Erstaufführung). Für Erwachsene und Kinder ist auch das Theaterstück Racconti a briglia sciolta! von Ortoteatro (5. September), ein Schauspiel von erzählten und gesungenen Volksmärchen. 

Weitere Angebote aus dem FRIAUL sind: Timp e Tiare, mit dem die Zusammenarbeit mit Arlef ausgebaut und die mit der Accademia Naonis eingeleitet wird, beide Koproduzenten zusammen mit Mittelfest: das friaulische Lied von 1900 bis heute mit der außerordentlichen Teilnahme von Tosca, die 3 friaulische Lieder darbieten wird.

Il viaggio di Galileo wird das Conservatorio G. Tartini von Triest und die Musikakademien von Belgrado und Novi Sad-Serbien in einer kulturellen Kooperation zwischen Italien und Serbien zusammenbringen, nach einer Idee von Ivan Fedele (der auch die Musik zu diesem Anlass komponiert hat) und mit dem Dirigenten Marco Angius (30. August, Uraufführung). Das Konzert Aere Fragmenta wird hingegen vom Conservatorio Tomadini von Udine gegeben.

MITTELYOUNG 24. – 27. Juni

Programm

Dieses U30-Festival ist eine der größten Neuheiten des Mittelfests 2021, eine Art des Neustarts nach einer der schwierigsten Zeiten überhaupt für Live-Aufführungen nach der Pandemie. Mittelfest will mit dieser konkreten Produktionshilfe für junge Künstlerinnen und Künstler zusammen mit ihnen die Zukunft gestalten und die Möglichkeit einer Erbschaft ausloten.

Nach einem in allen mitteleuropäischen Ländern bekannt gemachten Aufruf, für den 162 Projekte eingereicht wurden, wurden von einer U30-Kommission 9 Aufführungen ausgewählt, jeweils 3 für jeden der Bereiche Theater, Tanz und Musik, die wirtschaftlich vom Festival gefördert werden. Diese Kommission wird 3 Aufführungen für das Mittelfest– Programm auswählen.

6 Länder sind vertreten mit ausgewählten Werken, die fast alle Uraufführungen sind. 

Am 24. Juni beginnt das Festival mit der slowenischen Tanz-Performance Indultado von und mit Lia Ujčič: eine Performance über Mut und Gewalt, Kampfgeist und Begnadigung. 

Es folgt das italienisch-albanische Schauspiel PPP ti racconto l’Albania. Erste Studie. Ein Projekt mit autobiografischen Erzählungen, schriftstellerischen Überarbeitungen und Auszügen aus Pasolinis Roman Der Traum von einer Sache und anderen Schriften, von und mit Klaus Martini

Am 25. Juni präsentiert das deutsch-griechische Trio Mosatrïc die Musikshow Amuse*d: ein Mosaik aus Musik, Tanz und Performance, das uns von Griechenland über Spanien bis zum Balkan und nach Skandinavien führt.

Aus der tschechischen Republik hingegen kommt die Tanz-Performance Potrait of a Post-Hasburgian von und mit Sara Koluchova: ein brandneues, vom Volkstanz inspiriertes Tanzsolo, das die Elemente in Frage stellt, die unsere Identität ausmachen. 

Am 26. Juni bringt das Burtuqal Quartet mit dem Konzert Sorda e bella eine Neuinterpretation Siziliens des vergangenen Jahrhunderts auf die Bühne. Angelica Bifano präsentiert hingegen das Theaterstück Mamma son tanto felice, mit dem drei Frauen aus drei Generationen zusammenkommen.

Am 27. Juni inszeniert die friaulische Theaterkompanie Sclapaduris mit Attenti al loop eine obsessive Vivisektion des Märchens Rotkäppchen.

Den Abschluss bildet eine Performance aus Theater, Tanz und Musik aus den Niederlanden: A waste of time, ein Stück, das weggeworfenen Dingen neues Leben schenkt und sie in Instrumente verwandelt, mit denen zeitgenössische und bekannte Musikstücke neu interpretiert werden.